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Von den Bienchen und den Blümchen

Ich habe meinen Körper für Geld verkauft

Der „JOYclub“ ist ein virtueller Ort voll schlecht blondierter Solariumsstammkund*innen 50 plus, die gerne „Bumspartys“ veranstalten, wo „glattrasierte geile Fotzen voll Sperma tropfen“. Ich rede von wandelnden Klischees, von Swingerclubdauergästen, die Bukkake gut finden und billige Plastik-Sexkostüme, die aussehen wie zweckentfremdete Halloween-Erzeugnisse. Nicht falsch verstehen, ich will keine Kinks shamen. Ich möchte bloß eine Vorstellung geben, in was für Kreisen mensch sich im JOYclub bewegt. Auch ganz andere „tolle“ Menschen findet mensch dort. Fred zum Beispiel. Im JOYclub als junge Frau unterwegs sein bedeutet: Auf wöchentlicher Basis ungefragt dickpics und erniedrigende Sexfantasien zugeschickt bekommen. Außerdem regelmäßig wenig seriös wirkende Anfragen für erotische Fotoshoots. Und eines Tages von einem anonymen User das Angebot: Nacktbilder gegen 25€-Amazongutschein. Ich sagte ja, handelte um meine Würde und ihn von einer 10er-Bild/Video-Kombination auf 5 Fotos herunter. Ich wollte mich wenigstens so teuer wie möglich verkaufen. Für 25€ meine ich. Mit einem leicht schalen Geschmack im Mund von dieser kalten Transaktion und der Frage im Hinterkopf, warum zur Hölle ich das eigentlich tue, verbrachte ich einen anstrengenden Abend in kneifenden Dessous und unbequemen Verrenkungen. Fazit: Ein ordentliches Foto ist richtig Arbeit. Licht (schärfere Konturen, größere Brüste, runderer Hintern), Winkel (same story) und dann noch die Frage nach der Anonymität. Am Ende wichst sich abgesehen von dem creep noch das halbe Internet einen auf die Fotos. Also: Muttermale, Tattoos, Frisur, Zimmereinrichtung – alles muss beachtet werden. Natürlich fällt keine Meisterin vom Himmel, aber der Stundenlohn kam mir am Ende des Abends doch recht mickrig vor. Nach ein wenig finaler Bildbearbeitung ließ ich mich bezahlen und mit Herzklopfen ging sie ab, die virtuelle Post. Er hätte sich ein bisschen mehr Arsch gewünscht, aber wär‘ schon okay so, kam als Antwort. Ich konnte mir nicht helfen, seine Reaktion enttäuschte mich. Bilder meines nackten Körpers wurden in meinem Leben bis dato ausnahmslos euphorisch entgegengenommen und das, naja. Auf die erste Nachricht folgte ein Foto von dutzenden 100€-Scheinen, aufgefächert auf einem Bett. „Wo das herkam, gibt’s noch viel mehr“. Nach einem kurzen Kampf besiegte meine Skepsis meine Gier. Als ich mit meinen Fragen nach Drogendeals und mafiösen Machenschaften zu sehr nachbohrte, blockierte er mich. Von den 25€ kaufte ich mir die wohl fescheste Bauchtasche der Welt. Ich trage sie ständig.