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Männers!

„Hast du niemanden gefunden zum Ficken oder was?“

Er öffnet mir in geöffnetem Bademantel die Tür, darunter nichts als Boxershorts. „Du bist ja richtig ready to go“, sage ich mit einem erstaunten Grinsen. „Dafür bist du doch gekommen“, sagt er mit Bitterkeit in den dunklen Augen. Das ist wahr. Ich bin wieder hier, an dem Ort, an dem alles endete mit dem Mann, der mich besitzen wollte. Wieder hier, diesmal nur für seinen Körper. Mit dem Ex zum Ficken verabreden, das kann nur schiefgehen. Ich habe kaum die Tür hinter mir geschlossen, da drückt er sich an mich und küsst mich. Die Berührung beamt mich vier Wochen zurück, als wäre kein Tag vergangen seit diesem üblen Ausraster, bei dem er mich auf offener Straße anbrüllte, Gemüse durch die Gegend schmiss (kein Witz) und wütend wegrannte.
Es gefällt mir, nicht nachzudenken. Das muss ich nicht, denn die Körperlichkeit mit ihm fühlt sich so natürlich an wie wenig anderes. Ich fange an mich auszuziehen und er schaut mir gelassen wartend dabei zu. Ich frage, ob ich mich auf seinen Schoß setzen darf. Sein Körper an meinem, diese Nähe ist auf eine verstörende Art entspannend und doch aufregend. Ich liebe seinen Körper heftig, vielleicht mehr als ich ihn geliebt habe. Seinen Geruch, die Mischung aus prolligem Deo und männlichem Eigengeruch, das Gefühl seiner glatten blassen Haut und den harten Muskeln unter meinen Fingern, die weichen Locken, der kratzige volle Bart, die außergewöhnlich breiten Schultern und vor allem: diese Augen! Der Mann hat die schönsten, traurigsten Augen die ich kenne. In seinem Blick liegt die ganze Qual dieser Welt. Wenigstens in diesem Moment, als er mich anschaut.
Da kommt er erste Stich in mein Herz. „Hast du niemanden gefunden zum Ficken oder was?“, fragt er. Ich schaue ihn bloß genervt an und ignoriere die Frage. WHATEVER.
Als nächstes kümmere ich mich um die Verhütung (ist ja meine Aufgabe als Frau). Frage, ob wir ein Kondom brauchen. Also ob er Sex hatte seit unserer Trennung. Hier kommt der zweite Stich. „Ich bin ja nicht du“ sagt er böse. Meinen Blognamen würde er sicherlich unironisch abnicken. Ich hatte zwar auch keinen Sex, aber WHATEVER.
Dritter Stich. „Ich hab aber wen geküsst“, schiebt er trotzig hinterher. „Ich nicht, ich bin ja nicht du“, denke ich sarkastisch. WHATEVER.
Ein Weilchen später: Ich bin schon gut in Fahrt, atme schwer und stöhne, während er mich fingert. Plötzlich hält er inne, schaut betont begutachtend an mir herunter. Vierter Stich. „Du hast ja Haare überall.“ (Er kennt die Geschichte vom CTB.) Ich bin zu perplex, um zu reagieren. „Ach, für mich ist das okay“, sagt er gönnerhaft. Ich schieb seine Hände weg. „Musst du noch was loswerden?“ frage ich und merke, wie ich langsam verletzt werde. „Weil dann bitte jetzt“. „Nein nein, das war’s, ich bin jetzt durch, ehrlich.“, sagt er. WHATEVER.
Als ich zuhause ankomme, hat er mir schon geschrieben. Es sei schön gewesen mit mir Sex zu haben, aber ich solle ihm nicht mehr schreiben: „Nochmal pack ich das nicht.“

WHATEVER.
Ich schon.